Rotorblätter - illegale Entsorgung      im Ausland

05.04.2025: Die dunkle Seite der Energiewende

https://blackout-news.de/aktuelles/illegale-entsorgung-im-ausland-die-dunkle-seite-der-energiewende/ 
In Deutschland entstehen immer mehr Windräder – doch was geschieht mit den
alten Anlagen? Viele Rotorblätter lassen sich nicht verwerten. Ihre Entsorgung
erfolgt häufig auf illegalen Deponien im Ausland. In einem kleinen Ort nahe der
tschechischen Grenze wurde das besonders deutlich: Elf Lkw luden mitten in
der Nacht mehr als 90 Tonnen Schrott ab, darunter Rotorblätter aus Deutschland.
„Die glaubten, das ist hier das Ende der Welt“, berichtet Barbora Šišková,
Bürgermeisterin von Jiříkov. Wenige Wochen später rollten weitere Lkw an,
erneut mit Teilen aus Windkraftanlagen. Laut Frachtpapieren stammte das
Material aus Bayern – deklariert als gewöhnlicher Plastikmüll (
welt: 31.03.25).

Illegale Entsorgung überwindet Grenzen

Die Rotorblätter sollten eigentlich recycelt werden, doch stattdessen liegen
sie heute offen in der Landschaft. Nicht nur in Jiříkov, sondern auch an
anderen Orten in Tschechien. Die Umweltschutzorganisation Arnika warnt
vor schädlichen Fasern, die Boden, Wasser und Luft belasten
. Das Problem
reicht weit über einzelne Orte hinaus
. Fast die Hälfte der deutschen Wind-
kraftanlagen ist über 15 Jahre alt. Viele nähern sich dem Ende ihrer Laufzeit.
Wirtschaftlich lohnt sich ein Weiterbetrieb oft nicht mehr. Ohne staatliche
Förderung steigen die Wartungskosten zu stark.

Bereits jetzt fallen jährlich bis zu 5000 Tonnen Rotorblatt-Abfall an. In wenigen
Jahren könnten es zehnmal so viele sein. In den USA landen ausgediente
Blätter oft auf Mülldeponien. Diese Form der Entsorgung ist in Deutschland
verboten. Stattdessen dienen die Bestandteile hier häufig als Brennstoff in
der Zementindustrie. Dabei gehen wertvolle Rohstoffe wie Balsaholz oder
Glasfasern verloren – offiziell heißt das „thermische Verwertung“.

Recyclingversprechen und Entsorgungsprobleme

Recyclingversprechen vieler Unternehmen halten selten, was sie verkünden.
Das Karlsruher Institut für Technologie warnte bereits vor Jahren vor Schein-
verwertung und Exporten auf illegale Halden. Erste Hinweise haben sich
inzwischen bestätigt. Wissenschaftler arbeiten daher an neuen Verfahren.
Armin Varmaz, Professor an der Hochschule Bremen, beschäftigt sich mit
dem Rückbau von Windkraftanlagen. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-
Institut entstand ein Handbuch, das zeigt, wie sich selbst große Anlagen
effizient abbauen lassen. Zwar bezog sich seine Forschung bislang vor
allem auf Offshore-Anlagen – doch an Land seien die Abläufe vergleichbar,
nur günstiger.

Rotorblätter stellen nach wie vor das größte Problem dar. Während Beton
vor Ort zerkleinert und als Schotter verwendet werden kann, lässt sich Stahl
einschmelzen. Doch die Flügel bestehen aus einem Materialmix, der kaum
zu trennen ist. Harze, Kleber, Glasfasern und Balsaholz sind fest miteinander
verbunden – bewusst so konzipiert, dass sich nichts voneinander löst.